Begründer
Welchen Einfluss hatte die Lebensgeschichte von Morihei Ueshiba (Gründer des Aikidos) auf das Aikido und dessen Philosophie? Mit der etwas ausführlicheren Biografie von Morihei Ueshiba, soll ein besseres und grösseres Verständnis für die Entstehung und Entwicklung von Aikido, sowie die Hintergrundgedanken und die Philosophie des Gründers entstehen.
Morihei Ueshiba wurde am 14. Dezember 1883 in Tanabe, einem Fischer- und Bauerndorf als einziger Sohn von vier Kindern geboren. Der Geburtsort von Morihei Ueshiba war bekannt, das „Tor zur göttlichen Welt“ zu sein. Viele bedeutende Schreine und heilige Stätten befanden sich dort. Morihei wuchs von Anfang an mit dem Übernatürlichen und Mystischen auf, welches in Tanabe allgegenwärtig war.
Im Alter von sieben Jahren schickte sein Vater ihn zu einem Priester in die Tempelschule im Ort, um chinesische Altphilologie zu studieren. Dort lernte er auch umfangreiche Rituale, Visualisierungen, Kunst, Musik und eignete sich Wissen über den eigenen Körper, sowie viele Mantra aus dem Sanskrit und spektakuläre Zeremonien aus dem Shingon-Buddhismus an. Auch lernte er Sumo und Schwimmen und kräftigte allmählich seinen Körper Diese Zeit und diese Erfahrungen prägten Moriheis Denken stark. Nach dem erfolgreichen Abschluss an der Abakus Akademie reiste er mit 18 Jahren nach Tokyo. Während seiner Zeit in Tokyo fand er seine Liebe zu den Kampfkünsten. Dort begann er das Kenjutsu und Jiu-Jitsu Studium unter Takisaburo Taobari. Als er wegen der schlechten Ernährung an Beriberi erkrankte (eine Vitaminmangelerkrankung), kehrte er zu seiner Familie nach Tanabe zurück. Im Jahre 1902 nahm er Hatsu Hogawa zur Frau. Zwei Jahre später meldete er sich als Freiwilliger zu den japanischen Streitkräften und wurde in Osaka stationiert. In der Armee tat er sich mit einer erfolgreichen Karriere hervor. Im russisch-japanischen Krieg war er 1 ½ Jahre in China stationiert.
Nach seiner regulären Entlassung aus der Armee, war er krank und deprimiert durch die vom Krieg ausgelöst Konfrontation mit dem Tod und der Zerstörung. Eine entscheidende Erfahrung für die spätere Entwicklung von Aikido. Während seiner Militärzeit trainierte er weiterhin Jiu-Jitsu unter Masaktsu Naki. Dieser bleibt auch nach seiner Entlassung beim Militär sein Lehrer.
Inzwischen hatte Moriheis Vater auf dem Familiengrundstück eigenhändig ein Dojo erbaut und lud den damals berühmten und erfolgreichen Judoka Kiyoichi Takagi als Lehrer in sein Dojo ein, damit Morihei sich von ihm unterrichten lassen konnte. Der fleissige junge Morihei trainierte täglich hart und fleissig und vergrösserte somit auch sein Wissen und sein Können in den klassischen Kampfkünsten.
Wenn man sich O-Sensei (ein Ehrentitel für Begründer von Kampfkünsten) heute auf Fotos oder in Videos anschaut oder Geschichten über ihn liest oder hört, könnte man fast meinen, dass er schon immer ausgeglichen war und Ruhe und Frieden in seinem Innern empfand. Doch dem ist nicht so. O-Sensei fühlte sich in seinen jungen Jahren, besonders nach dem Krieg, geistig sehr unausgeglichen, wenn nicht sogar gequält. Im Alter von 36 Jahren fand eine sehr bedeutende Begegnung mit Onisaburo Deguchi, dem Mitbegründer der Glaubensrichtung Omoto-kyo, statt. Eine Begegnung die Morihei bis zu seinem Tod geprägt hat, denn die beiden Männer hatten eine sehr reichhaltige und positive Beziehung zu einander. Besonders nach dem Tod seines Vaters 1920 war er auf der Suche nach einem spirituellen Leben. Er liess sich von Onisaburo dabei leiten und war im stets treu ergeben. Die beiden hatten eine tiefe Hochachtung füreinander.
Morihei übte auch alleine Lanzen- und Schwerttechniken und erprobte unaufhörlich neue Bewegungsabläufe. Ungefähr 1929 kam der 46jährige Morihei immer mehr vom klassischem Stil des Jiu-Jitsu ab und widmete sich seiner neuen Lebensaufgabe: Seinen eigenen Weg zu finden und zu entwickeln. Er wollte sich unabhängig machen und entwickelte seinen ganz eigenen Stil von Kampfkunst. Diesen nannte er Aiki-Bujutsu. Die Verfeinerung seiner Kampfkunst führte er bis zum Tag seines Todes weiter. Durch diese Vertiefung trat die spirituelle Entwicklung immer mehr in den Vordergrund und formte und beeinflusste somit auch die Techniken. Um das Jahr 1921 tauchte die heute gebräuchliche Bezeichnung für Ueshibas Kampfkunst zum ersten Mal auf: Aikido.
Am 26. April 1969 verstarb O-Sensei im Alter von 86 Jahren nach kurzer Krankheit an einem Leberkarzinom.